In dieser Woche gab es sehr überraschende Nachrichten aus Kanada. Da wurde nämlich eine musikalische Auferstehung verkündet, die keiner so wirklich kommen sah.
Geddy Lee und Alex Lifeson – bekannt als zwei Drittel von Rush – verkündeten die frohe Kunde, dass sie 2026 in Nordamerika auf Tour gehen wollen. Nun ist allerdings der „Professor an den Drums“ Neil Peart 2020 verstorben. Es ist eigentlich unmöglich ihn zu ersetzen, und doch haben Lee und Lifeson jemanden gefunden, der diese großen Fußstapfen ausfüllen soll. Dieser Jemand ist Anika Nilles, die ich bisher überhaupt nicht kannte. Allerdings hat sie vor zwei Jahren auf der letzten Tour mit Jeff Beck gespielt, und mit Jeff Beck spielt man nur, wenn man mindestens Weltspitzenklasse ist. Abgesehen davon geht es ja nicht darum Neil zu ersetzen, sondern darum den riesigen Fundus an grandioser Musik, die das Trio in rund 40 Jahren erschaffen hat, wieder auf die Bühne zu bringen.
Wie auch immer, das Mixtape der Woche enthält dementsprechend viel Rush. Die bekanntesten Songs (Tom Sawyer, 2112 etc.) waren bereits Album der Woche, ergo sind heute eher Deep Cuts dran.
Auf dem zweiten Album „Fly By Night“ von 1975 war Neil das erste Mal zu hören. Außerdem schrieb er gleich mal den übergroßen Teil der Texte. Das längste Stück der Scheibe mit über acht Minuten ist dieses hier, welches die ersten progressiven Ausflüge darstellt, die später das große Markenzeichen der Band wurden. Grundsätzlich wird hier aber noch recht heftig gerockt, wenn auch auf schwindelerregendem Niveau, wie Zwischentitel wie 7/4 War Furor nahelegen.
Auf dem Folgealbum „Caress Of Steel“ ging es dann schon deutlich verschachtelter zu Werke, die B-Seite ist ein einziger Longtrack, und auf der A-Seite findet sich auch ein Zwölfminüter. Den Auftakt macht hingegen diese majestätische Nummer, die kompakt in viereinhalb Minuten alles zeigt, was Rush damals ausmachte.
Der Song vom 1978er Album „Hemispheres“ trägt den Untertitel „An Exercise in Self-Indulgence“, und der Name ist Programm. Hier ziehen Lee, Lifeson und Peart in neuneinhalb Minuten alle instrumentalen Register, dass einem der Unterkiefer auf den Boden fällt.
Das 1985er Album „Power Windows“ verpasste irgendwie damals den Status als Album der Woche, warum, weiß ich selbst nicht so genau. Macht aber nix, da kann man Songs wie eben Manhattan Project auch hier würdigen. Der Sound wurde in den 80ern glatter und keyboardlastiger, das änderte aber nix an rhythmischen Vertracktheiten und intelligenten Texten.
Ende der 80er erschien dieser Song als Opener des Albums „Presto“. Die Keyboards wurden wieder etwas in den Hintergrund gerückt, übrig blieb ein reduzierter Rocksound.
Nur zwei Jahre später wuchtete das Trio das Album „Roll The Bones“ in die Läden. Beim Titelstück zeigt die Band, dass sie sich selbst nicht immer allzu ernst nehmen, so darf Geddy hier sogar ein Stück rappen – was in der Beschreibung schlimmer klingt als es ist.
Ich liebe diesen Song vom ’85er Album „Power Windows“ – in erster Linie wegen des Textes, aber musikalisch ist er natürlich auch über jeden Zweifel erhaben, und deswegen hatte ich ihn schon mal auf einem Mixtape vor einigen Monaten. Live kam die Nummer nur selten zum Zuge, und die – so sind sich Fans der Band einig – allerbeste Liveversion wurde 2011 in Cleveland eingespielt. Deswegen gibt es die Nummer hier auch als Video, damit man auch sieht, wie Neil irrwitzige Fills spielt, Geddy mit gefühlt vier Armen und drei Füßen Bass und Keyboards spielt und nebenbei noch singt, während Alex „nur“ Gitarre spielt.
Und damit man sich einen Eindruck davon verschaffen kann, was einen erwartet hier ein Video zur Einstimmung. Die Frau hat Groove, so viel steht mal fest.

Kommentare