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Sherlock Holmes und der Fall der verlorenen Spur

13. September 2025, 20:37 Uhr von Uwe

Die letzte Wanderung des Urlaubs entwickelte sich zu einem ausgesprochen kniffligen Fall für die spätere Nachbearbeitung. Wie das passierte, warum ich der Schweizer Zentralbahn unendlich dankbar sein kann und was das mit einer Lasagne zu tun hat beschreiben die folgenden Abschnitte.

Der frühe Vogel sitzt im (fast) leeren Zug (44,8 km, 1:29 h, ↗695 m, ↘555 m)

Der Tag begann besonders zeitig, da ich – um dem touristischen Ansturm auf den Zug Richtung Interlaken aus dem Weg zu gehen – bereits kurz nach acht Uhr starten wollte. Überraschenderweise war der Frühstücksraum im Hotel auch kurz nach sieben Uhr schon gut besucht, wer weiß welche Zeitverschiebung die Chinesen so zeitig aus dem Bett getrieben hatte…

Als ich mich nach dem Frühstück zur Wanderung fertigmachte wurde mir nochmal nachdrücklich bewiesen, dass das Hotelzimmer arg hellhörig ist, denn im Nachbarzimmer war ein Pärchen der Meinung, dass der Kaffee nicht zwingend der erste Höhepunkt des Tages sein muss… Mittendrin statt nur daneben war ich eine Viertelstunde am Bahnhof. Da war hauptsächlich Berufsverkehr zu beobachten, die Menschenmassen strömten aus den ankommenden Zügen hin zum Busbahnhof und in die Stadt, während der Zug Richtung Interlaken mehr als genug Platz bot.

Kurz nach acht Uhr ging es also los, der Himmel versprach zu diesem Zeitpunkt einen schönen Sommertag, und die Strecke ist ja auch wunderschön, wenn man erst einmal den Tunnelabschnitt hinter Luzern hinter sich gelassen und die ersten höheren Berge erreicht hat. Nach knapp 30 km beginnt hinter Giswil dann ein Zahnradabschnitt und es geht steil den Berg hinauf in Richtung Brünigpass. Da kurvt man dann im gemütlichen Tempo vorbei an Seen, Dörfern, im Hintergrund türmen sich höhere Berge und überhaupt wurde ich nun auch so langsam mal richtig munter.

Wer mitfahren möchte, kann dies mitels youtube hier (Blick vom Führerstand nach vorn, die erste 1:12h von Luzern nach Meiringen, danach von Meiringen nach Interlaken) und hier (Blick zum Seitenfenster raus, die ersten 51min Luzern-Meiringen, danach Meiringen-Interlaken) tun.

Einen weiteren Zahnradabschnitt später hat man dann die Passhöhe auf über 900m erreicht und kurvt nun auf der anderen Seite den Berg hinunter Richtung Meiringen, was auch das Ziel der Fahrt war. Gegen 9:20 Uhr stand ich also auf, checkte nochmal ob ich auch nix vergessen hatte, und verließ den Zug, um die Wanderung zu beginnen.

Die Spur verloren

Ich kam ungefähr 30m weit bis zum Bahnhofsvorplatz. Da kruschtelte ich nämlich in der Hosentasche und bemerkte, dass da was fehlte – mein GPS-Tracker nämlich. Den hatte ich in Luzern noch eingeschaltet und in die Hosentasche gesteckt. Und dann fiel es mir siedendheiß ein: Irgendwo unterwegs bei der Zugfahrt hatte es mal kurz unten neben mir am Sitz gerumpelt, ich hatte mich noch umgeguckt, aber nix merkwürdiges festgestellt. Nun war klar, dass der GPS-Tracker dem Ruf der Schwerkraft gefolgt sein und nun im Zug auf dem Fußboden liegen musste. In dem Augenblick fuhr der Zug aber auch gerade schon ab – mit dem GPS-Tracker drin, und mir draußen vor dem Bahnhof.

Nun ist es aber in der Schweiz so, dass es in Bahnhöfen hilfreiches Personal gibt, zum Beispiel an einem Fahrkartenschalter. Ich musste einen Moment warten, weil andere Reisende vor mir noch eine Auskunft wollten, konnte dann aber mein Anliegen schildern. Zum Glück konnte ich mich recht konkret erinnern, wo im Zug ich gesessen hatte. Die Dame war überaus freundlich, telefonierte kurz mit der Zentrale um herauszufinden, welcher Zugbegleiter auf dem Zug mitfuhr und wie sie ihn kontaktieren konnte, und rief diesen dann auch direkt an.

Anmerkung zum Diagramm: Die Geschwindigkeit ist interpoliert, aufgrund von Ungenauigkeiten im GPS-Track gibt es da bei den Zugfahrten aber deutliche Ausreißer – die höchste Geschwindigkeit im letzten Abschnitt lag bei 200 km/h, und die ganzen Einbrüche auf 0 gab es so auch nicht. Man erkennt aber zumindest mal, dass es da durchaus schnell voranging.

Es stellte sich heraus, dass mein GPS-Tracker bereits gefunden worden war! Der Zug war noch keine 10 Minuten weitergefahren, ich konnte es kaum glauben. Wir einigten uns dann darauf, dass der Zugbegleiter das Gerät dann in Meiringen am Bahnhof abgeben würde, wenn der Zug die Rücktour nach Luzern macht. Mir fiel ein Stein vom Herzen, jetzt würde ich zwar keine Aufzeichnung von der Wanderung haben, aber immerhin waren die Aufzeichnungen der anderen Wanderungen nicht verloren.

Ran an den Wasserfall (1,4 km, 0:16 h, ↗7 m, ↘4 m)

Die Wanderung begann als gemütlicher Spaziergang in Richtung der Talstation der Standseilbahn zum Reichenbachfall. Da kam ich gegen 9:46 Uhr an und sah die Bahn grade abfahren. Meiringen ist halt aber auch nur ein übersichtliches Kuhkaff, was in erster Linie von Touristen lebt – mit Reichenbachfall und Aareschlucht gibt es dort zwei Touristenziele, außerdem führt von dort aus die Hauptstraße Richtung Innertkirchen, von wo aus man nach Osten über den Sustenpass nach Wassen am Gotthard fahren kann, oder man fährt Richtung Süden über den Grimselpass und kommt in Gletsch heraus, von wo aus man nun nach Westen Richtung Wallis und nach Osten über den Furkapass Richtung Gotthard abbiegen kann. Aufgrund der geografischen Gegebenbeiten ist da durchaus ordentlicher Verkehr im Sommer, denn die anderen Wege in diese Richtung erfordern ordentliche Umwege. Und mit dieser Diskussion über völlig irrelevante Details ist dieser Abschnitt nun auch etwas länger als nur zwei Sätze, so dass sich eine neue Überschrift lohnt…

Rauf zum Wasserfall (0,67 km, 0:03 h, ↗202 m, ↘0 m)

Die nächste Bahn fuhr eine Viertelstunde später, sprich ziemlich genau gegen 10 Uhr. Die Fahrkarte kauft man direkt beim Zugbegleiter, der da ein einfaches Handheld-Kartenlesegerät mit sich herumträgt. Dafür kriegt man dann eine ganz klassische Papierfahrkarte vom Abreißblock. Außerdem gibt es Kombitickets, die dann auch zum Eintritt in der Aareschlucht berechtigen. Ich erstand also ein solches Kombiticket, setzte mich in die erste Reihe auf eine knarzende Holzbank und wartete auf die Abfahrt.

Die Fahrt war kurz, sparte mir aber 200 Höhenmeter Fußmarsch. Darauf hatte ich ausgesprochen wenig Bock, und wenn man schon mal da ist, kann man auch mit einer historischen Standseilbahn fahren.

Vom Reichenbachfall zur Aareschlucht (7,97 km, 2:33h, ↗73 m, ↘336 m)

Der Reichenbachfall, bzw. die Reichenbachfälle, sind eine Kaskade von Wasserfällen, was per se nix ungewöhnliches ist in den Bergen. Allerdings wurden die Wasserfälle literarisch verewigt. Sherlock Holmes stürzte hier nämlich im Kampf mit seinem Widersacher Moriarty in den Tod (und wurde später für Fortsetzungen, Verfilmungen und Fernsehserien auferstanden). Entsprechend steht an der Aussichtsplattform an der Bergstation der Bahn eine Plakette und eine Markierung am Fels zeigt die Stelle, wo das passiert sein soll.

Aber auch ohne diesen ganzen literarischen Hokuspokus sind die Wasserfälle sehr beeindruckend, zumal man quasi direkt davorsteht. Der Wanderweg führt nun noch ein paar Dutzend Meter nach oben, von dort hat man dann einen hervorragenden Blick auf auf Meiringen, während unter einem das Wasser ins Tal stürzt.

Da ich ja nun keinen GPS-Tracker dabei hatte, machte ich alle Nase lang Fotos, insbesondere von Wegweisern, denn erstens weiß man dann wo genau man was geknipst hat, zweitens stehen an Wegweisern meist auch Höhenangaben dran, und drittens hat man am Foto dann den Zeitstempel. Das Smartphone trackt zwar auch die Position, das ist aber grade im Wald oder bei schlechtem Empfang sehr ungenau (die Höhenwerte wichen um bis zu 100m von der Realität ab). Auf jeden Fall würde ich somit aber genug Daten für ein späteres Zusammenpuzzeln des Weges haben. Diese Nachbearbeitung dauerte am Ende dann länger als die Wanderung selbst…

Vom Reichenbachfall aus musste es nun notwendigerweise wieder hinunter ins Tal gehen, wo die Aare fließt, denn nicht nur Sherlock Holmes würde kombinieren, dass die Aareschlucht da sein muss, wo die Aare fließt. Diese Wanderung war vergleichsweise kurz, geschätzt um die fünf oder sechs Kilometer. An einigen Stellen war der Abstieg etwas schwierig, da er über steinige Waldwege führte, die noch reichlich feucht und daher rutschig waren. Es ging aber nicht großartig steil bergab, man konnte das trotzdem vernünftig laufen.

Der Weg führt nach kurzer Zeit aus dem Wald heraus und weiter über offene Wiesen zur nächsten Straße und von dort durch das Dorf Geissholz hinunter zur Hauptstrasse 6, wo es dann einen Fußweg gibt, der ein paar Serpentinen der Straße abkürzt, und schon steht man vorm Kassenhäuschen am Westeingang der Aareschlucht. Das ist also eine sehr gemütliche Wanderung, für die man auch nicht großartig Kondition braucht, dafür gibt es aber massig schöne Aussichten mit Bergen im Hintergrund.

Durch diese schmale Schlucht da muss er durch

Die Aare hat sich an dieser Stelle bis zu 180 Meter tief in den Fels gegraben und dabei eine schmale Schlucht herausgefräst, die an der schmalsten Stelle keine zwei Meter breit ist. Ich weiß jetzt nicht, ob das unter die Definition einer Klamm fällt, es ist mindestens mal sehr ähnlich, nur dass hier das Problem mit der schnellen Flutung bei Regen entfällt, da die Schweizer da oberhalb der Schlucht Stauseen und umfangreiche Wasserhaltung für Kraftwerke betreiben. Die Schlucht wird natürlich touristisch vermarktet, so führt schon seit dem späten 19. Jahrhundert ein Holzsteg durch die gesamte Schlucht.

Da kann man also relativ gefahrlos auch als Flachlandtiroler durchlaufen, entsprechend groß war der Andrang. Im Prinzip wurde man also durch die ganzen 1400m Schlucht durchgeschoben, Gegenverkehr gibt es auch noch, und da trifft man dann alle Arten von Touristen. Senioren mit Gehstock waren da dabei, sogar junge Eltern mit Kinderwagen schoben sich da durch. Das geht zwar vom Platz her, aber dann wird es wirklich eng. Auf youtube gibt es Videos dazu.

Von Durchwandern der Schlucht kann man also nicht wirklich sprechen, man läuft also den Holzsteg entlang, macht Fotos, wartet den Gegenverkehr ab, und läuft weiter. Für die rund 1400m Schlucht brauchte ich irgendwas um die 30-40 Minuten. Ich hätte auch länger bleiben können, hatte aber den Plan da einen Zug zu kriegen, und meinen GPS-Tracker musste ich vorher ja auch noch abholen.

Die Schlucht selbst wird von Osten nach Westen immer enger, die schmalsten Stellen sind quasi direkt am westlichen Ende. Ich würde daher jedem Reisenden empfehlen, die Schlucht von Ost nach West zu durchqueren, sofern die Reiseplanung dies zulässt. Am westlichen Ende ist ein großer Parkplatz auch für Reisebusse, der östlich Eingang hat nur einen kleinen Parkplatz, dafür aber einen Haltepunkt der Bahnstrecke Meiringen-Innertkirchen. Ich vermute die meisten Touristen kommen vom Westeingang, durchqueren die Schlucht nach Osten, kehren dort um und laufen zurück zum Westeingang, denn da steht ja das Auto oder der Reisebus. Egal wie man es macht, landschaftlich ist es sehr beeindruckend, das kann man definitiv mal gesehen haben.

Die Spur wieder aufgenommen

Gegen 12 Uhr war ich mit dem Besuch der Schlucht fertig, nun musste ich noch flotten Fußes zurück nach Meiringen zum Bahnhof laufen. Das zog sich allerdings etwas, meinen geplanten Zug gegen halb eins konnte ich also vergessen. Machte aber auch nix, 20 Minuten später fuhr schon der nächste. Gegen 12:40 Uhr war ich dann auch wieder glücklich mit meinem GPS-Tracker vereint, der nun nicht in der Hosentasche, sondern im Rucksack Platz fand. Da konnte er nicht einfach rausfallen, und dass ich den ganzen Rucksack beim Umsteigen vergessen würde war doch recht unwahrscheinlich, parkte ich ihn ja eigentlich immer zwischen meinen Beinen, so dass ich beim Loslaufen drüberstolpern würde.

Nun hätte ich auf dem gleichen Weg von Meiringen über den Brünigpass wieder zurück nach Luzern fahren können. Nur – was sollte ich 14 Uhr schon wieder im Hotel? Und wenn man schon mal da ist, kann man ja auch Sightseeing von toller Landschaft machen, auch wenn das Wetter jetzt entsprechend der Vorhersage in sich zusammenfiel – die Wolken drückten von Westen kommend über die Berge, es blieb aber trocken.

Am Seeufer entlang nach Interlaken (28,6 km, 0:42h, ↗102 m, ↘124 m)*

*Die Höhenwerte enthalten viele Rundungsfehler, die Bahnstrecke führt sehr gleichmäßig am Ufer des Brienzersees entlang.

Ich bestieg also den Regionalzug nach Interlaken, von wo aus ich einen Abstecher nach Lauterbrunnen machen wollte, bevor ich dann via Interlaken, Spiez und Bern zurück nach Luzern fahren wollte. Nun stellte sich aber heraus, dass die Strecke nach Lauterbrunnen wegen „Naturereignis“ gesperrt war. Das konnte nun von Vulkanausbruch über Plattentektonik bis zu Schlammlawine alles sein – auf jeden Fall gab es da nur Schienenersatzverkehr und verlängerte Fahrzeiten. Gut, dann eben nicht. Wie ich später herausfand, war dort der Untergrund in Bewegung geraten, weswegen die Gleislage sich verschoben hatte und korrigiert werden musste.

Die Fahrt am Ufer des Brienzersees (Videos waren oben schon verlinkt) war trotzdem wieder mal ein Erlebnis, auch wenn sich die Sonne inzwischen weitestgehend hinter den Wolken versteckte. Der Zug kurvt da eben 40 Minuten lang am Seeufer entlang, dahinter hat man die Berge, Wasserfälle und überhaupt Landschaft.

Weiter auf normaler Spur (18,3 km, 0:23 h, ↗126 m, ↘58 m)*

*Die Höhenwerte enthalten viele Rundungsfehler, die Bahnstrecke führt sehr gleichmäßig am Ufer des Thunersees entlang und steigt um ein paar Dutzend Meter Richtung Spiez an.

Wie das in der Schweiz so üblich ist hat man an Bahnhöfen kurze Umstiegszeiten, so auch hier in Interlaken Ost. Das funktioniert trotzdem ohne hektisches Gerenne, selbst wenn man die Rampe runter und zum anderen Bahnsteig stiefeln muss. Weiter ging es mit dem nächsten Bummelzug von Interlaken nach Spiez, am Ufer des Thunersees entlang (Füherstandsperspektive hier, mit Blick aus dem Seitenfenster hier). Da hat man an einigen Stellen mit etwas Glück Blick auf die schneebedeckten 4000er, allerdings wird der direkte Blick da vom Bergmassiv des Dreispitz (2501m), Morgenberghorn (2249m) und noch zwei drei anderen Hörnern verdeckt. Aber wie heißt es so schön: Wären die Alpen nicht da, hätte man freie Sicht aufs Mittelmeer…

Reichlich 20 Minuten nach der Abfahrt kam der Zug auch schon in Spiez an. Dort gabelt sich die von Bern bzw. Thun kommende Bahnstrecke in Richtung Kandertal/Lötschberg und in Richtung Interlaken auf. Entsprechend wichtig sind hier die Umsteigeverbindungen. Ich hätte jetzt in den nächsten IC nach Bern einsteigen können, dann hätte ich aber in Bern eine halbe Stunde Wartezeit gehabt, da die Bummelzugverbindung eben um 30 Minuten versetzt zum Haupttakt fährt. Da der Bahnhof in Bern ein dunkles Loch ist wartete ich lieber die 30 Minuten in Spiez, da hat man Aussicht auf See und Berge.

Bern sehen und umsteigen (41,5 km, 0:29 h, ↗89 m, ↘167 m)

Der nächste Intercity Richtung Basel über Bern fuhr also pünktlich ein, eine schön lange Doppelstockgarnitur, wo man von oben auch guten Blick auf gar nicht mal so viel Landschaft hatte, denn nördlich von Thun beginnt das Schweizer Flachland, während die Berge hinter mir im Dunst der aufziehenden Regenwolken verschwanden. Tatsächlich tröpfelte es dann unterwegs auch einige Male ein wenig. Im Video bei youtube ist besseres Wetter.

Highlight der Fahrt war dann nur die Einfahrt in Bern, da biegt man nämlich von Süden kommend links ab Richtung Bern-Wankdorf (bekannt durch das Wunder von Bern 1954), bevor der Zug über ein Viadukt die Aare überquert und danach in die dunkle Bahnhofshalle einfährt.

Ich hatte sieben Minuten zum Umsteigen, was mehr als reichlich war, der nächste Zug in Richtung Luzern war nämlich noch gar nicht eingefahren, als ich am Bahnsteig ankam. Man muss halt nur vor dem Aussteigen mal hinhören, was der Schaffner zu den Umsteigemöglichkeiten sagt, damit man weiß, an welchem Bahnsteig der passende Zug fährt.

Die einzige kurze Hektik entstand entsprechend bei der Einfahrt des Zuges, weil die erste Klasse ganz vorn war, während ich in der Mitte des Bahnsteigs stand. Aber drei Waggonlängen zu laufen ist jetzt auch nicht unbedingt eine unlösbare Aufgabe. Der Zug war allerdings überraschend gut besucht, ich bekam nur einen Platz auf einem Sitz mit Blickrichtung in den Wagen hinein (Sitzlehne nach außen). Das war mir in dem Augenblick aber auch hoch wie breit, denn die Fahrt würde bis kurz vor Olten auf der Bahn-2000-Neubaustrecke stattfinden, und die enthält hauptsächlich Tunnel und Einschnitte.

Nur fliegen ist schneller (110,4 km, 1:02h, ↗278 m, ↘372 m)

Der Interregio setzte sich also pünktlich um 15 Uhr in Bewegung, überquerte erneut den (oder das?) Viadukt und dann ging es ab auf die Neubaustrecke. Die erlaubt dann sagenhafte Höchstgeschwindigkeiten von 200 km/h. Das eigentlich erstaunlich dabei ist, dass man im Zug sitzend arbeiten kann. Da waren Dutzende Leute am Telefonieren, am Mails schreiben, in Telkos und so weiter. Das kann man in Deutschland alles vergessen, weil das Internet einfach mal nicht stabil genug ist.

Eine runde halbe Stunde später am anderen Ende der Neubaustrecke kurz vor Aarburg fädelt der Zug dann nach rechts aus und lässt Olten links liegen (im verlinkten Bild die Kurve wo 2004 dransteht, zwischen Rothrist und Zofingen), um direkt auf die Strecke nach Luzern einzuschwenken. Ab hier geht es nun wieder gemächlicher vorwärts. Das Wetter im Großraum Luzern war inzwischen bedeckt, aber trocken. Und so rollte der Zug schlußendlich rund eine Stunde nach der Abfahrt aus Bern in einer gemütlichen langen Linkskurve in den Bahnhof Luzern ein. Wer mitfahren will, Video gibt es hier (ab 1:56h).

Den Tag ausklingen lassen

Nach so viel Fahrerei war jetzt eine kurze Pause im Hotel notwendig, das frühe Aufstehen machte sich dann doch bemerkbar. Nichtsdestoabertrotz standen aber noch zwei Dinge auf der Todoliste: Abendessen und Einkauf für den nächsten Tag. Dementsprechend ging es antizyklisch vor dem großen Ansturm wieder los in Richtung Rathaus, um sich ein nahrhaftes Plätzchen zu suchen.

Am Vortag war mir neben dem Rathaus ein Italiener aufgefallen, der gut besucht war, und das Essen auf den Tischen sah recht lecker aus. Also wurde das direkt mal ausprobiert, ich wählte eine Lasagne und ein Bier, so als Abschluss des Tages. Die Lasagne schmeckte ganz gut, war aber in der Mitte eher kalt als heiß, so dass ich alles nochmal umrühren musste, damit sich die Hitze vom Rand richtig verteilte. War also nicht unbedingt weltbewegend, machte aber zumindest satt, was man wohl nicht von allen Portionsgrößen behaupten konnte – eine Frau in meiner Nähe hatte mit Spinat und Käse gefüllte Teigtaschen (wie auch immer die im Fachitalienisch heißen) auf dem Teller, die Portion sah ausgesprochen übersichtlich aus. Dafür hatte ich aber endlich mal ein Bier in anständiger Größe vor mir auf dem Tisch stehen.

Nach dem Essen war nun vor dem Einkauf, denn für den nächsten Tag brauchte ich noch Getränke. Das erledigte ich auf bewährte Manier im Supermarkt im Bahnhof, und damit war der Tag dann auch überstanden. Ich freute mich über die Tatsache, dass der GPS-Tracker wieder bei mir war, dass vormittags während der Wanderung noch schönes Wetter war und dass auch die Rückfahrt gut geklappt hatte.

Die Wettervorhersage für den nächsten und letzten Urlaubstag vor der Abreise sah allerdings zum Fürchten aus – tiefhängende Wolken und starker Dauerregen war angesagt. Aber für genau den Fall hatte ich einen Schlechtwetterplan ausgeknobelt, von dem berichte ich dann im nächsten Beitrag.

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