Nach drei Tagen mit Wandern war mal ein Tag dran, bei dem ich es ruhiger angehen lassen konnte. Das fiel wettermäßig mit einem Hochsommertag zusammen, bei dem Wandern sowieso keinen Spaß gemacht hätte. Stattdessen also Sightseeing und Museumsbesuch.
Der Morgen begann mit einem pünktlichen Frühstück, denn ohne Mampf kein Kampf, vor allem wenn man später mit Touristenhorden um gute Fotospots kämpfen muss. Das war zumindest die ursprüngliche Idee. Nachdem ich nach dem Kaffee dann auch mal klar gradeaus denken konnte und feststellte, dass das Museum erst um 10 Uhr öffnet wurde der Plan spontan umgestellt und die Sightseeingtour vor den Museumsbesuch gezogen.
Der frühe Tourist macht die besseren Fotos
Also begann ich meine Tour kurz nach acht Uhr morgens und begab mich zunächst mal zur Kapellbrücke. Das ist so ziemlich das bekannteste Wahrzeichen von Luzern, eine überdachte Holzbrücke für Fußgänger, die ewig alt ist und 1993 teilweise abgebrannt war. Auf der Brücke gibt es einen Haufen alte Schilder mit Gemälden und Sprüchen zur Schweizer Geschichte, da fehlen aber eben seit dem Brand einige, die damals den Flammen zum Opfer fielen.
Zu dieser frühen Stunde waren außer Deppen wir mir nur noch Leute unterwegs, die zur Arbeit marschierten, daher hatte ich die Brücke quasi für mich alleine und konnte in aller Ruhe Fotos machen, die Morgensonne genießen und die Inschriften auf den Schildern versuchen zu entziffern – mit mäßigem Erfolg…
Weiter ging es am Ufer der Reuss in Richtung Spreuerbrücke, das ist dann die zweite Brücke, sehr ähnlich zur Kapellbrücke, nur ohne Gemälde und Brandhistorie und außerdem kürzer. Da waren auch gerade Bauarbeiten, die Brücke war komplett eingerüstet und daher wenig fotogen. In den umliegenden Straßen und Gassen wurde grad der Wochenmarkt aufgebaut, wenn ich also Interesse an frischen Kartoffeln oder einem Bund Petersilie gehabt hätte, wäre ich da fündig geworden.
Auf der Mauer auf der Lauer stehen die Touristen
Weiter ging es nun mit der Stadtmauer, auch Museggmauer genannt. Die existiert in Luzern tatsächlich noch zu einem gar nicht mal kleinen Teil, inklusive mehrerer Türme. Der Weg dahin führt auf der nördlichen Seite ein paar Treppen hinauf an einer Wiese vorbei, und auf der Wiese standen tatsächlich behornte Viehbeiner, will sagen, Rindviecher. Muss man sich mal vorstellen, mitten in der Stadt… Auf jeden Fall steht man dann direkt vor der imposanten Stadtmauer, und durch einen Durchgang kommt man dann an einem Turm auf die andere – nämlich die stadtinnere – Seite. Die Türme und der Wehrgang sind tagsüber begehbar, was ich entsprechend auch direkt machte.
Im ersten Turm war nicht viel zu sehen außer steilen Holztreppen und einer niedrigen Türe, an der ich mir prompt die Rübe anstieß – früher waren die Leute offensichtlich kleiner bzw. hatten die Turmbesatzungen wohl auch blechbehelmte Köpfe. Die Treppenstufen entsprachen auch keiner DIN/ISO Norm, da musste man schon sehr genau hingucken, wo man hin tritt. Dafür hatte man dann von oben eine gar nicht mal so schlechte Aussicht auf die Dächer der Altstadt, über denen die Sonne in die Höhe stieg. Das Wetter war bereits hochsommerlich, blauer Himmel, keinerlei Wolken und schnell steigende Temperatur.
Im nächsten Turm, dem Zytturm, befinden sich dann – der Name lässt es vermuten – jede Menge tickende Uhrwerke in allen Formen und Größen. Das ist dann schon sehr interessant anzusehen, wie da die ganzen Zahnräder ineinandergreifen, damit dann die große Turmuhr über Hebel und Gestänge die Zeit anzeigen kann.
Touristen dem Löwen zum Fraß vorwerfen
Damit war die Besichtigung der Wehranlagen auch schon beendet, weiter ging es nun mit dem nächsten markanten Ziel, dem Löwendenkmal. Dazu musste ich ein paar Hundert Meter weiter laufen und ein paar Straßen überqueren, bevor man in einer kleinen Parkanlage vor einem Teich steht, links Touristengruppen, rechts Touristengruppen, hinter einem Touristentinnefshops und vor einem ein in Stein gehauener Löwe.
Besagtes Denkmal erinnert an die Schweizer Garde – nein, nicht die Schweizer Garde vom Vatikan, sondern an eine Schweizer Garde von König Ludwig XVI. von Frankreich. Diese Schweizer Garde wurde im Verlauf der französischen Revolution 1792 mächtig dezimiert, woraufhin nur wenige Jahre später begann um 1818 die Planung dieses Denkmals, welches dann 1821 enthüllt wurde. Und seitdem pilgern da nun die Touristen hin.
Ich machte also das, was alle anderen Touristen da auch machen, nämlich ein bis mehrere Fotos, und zog von dannen. Inzwischen war es nach halb zehn Uhr morgens, Zeit in Richtung Museum zu marschieren, denn das liegt eine Ecke weg östlich der Altstadt. Da folgte ich dann also der schicken Uferpromenade, genoss die Aussicht Richtung Rigi und Pilatus, stiefelte (also eigentlich nicht, ich hatte Sneakers an) an den Frühstücksterrassen edler Hotels vorbei und war dann ziemlich pünktlich kurz nach 10 Uhr am Museum angekommen.
Im Verkehrshaus der Schweiz
Besagtes Museum trägt den schönen Namen Verkehrshaus – böse Zungen würden behaupten dass sei ein guter Name für ein Bordell – und ist ein Museum für Verkehrstechnik. Also nicht für sexuellen Verkehr, aber für Schienen-, Straßen-, Flug- und Schiffsverkehr. Der Fokus liegt dabei natürlich auf Schweizer Exponaten, so gibt es dort Flugzeuge von Pilatus, Autos von Monteverdi, Lokomotiven der SLM Winterthur und so weiter und so weiter.
Vor dem Eintritt ins Museum muss man aber natürlich Eintritt löhnen, und dazu wiederum musste ich blöderweise erst einmal fünf Minuten Schlange stehen. Parallel dazu wurde das Museum von mehreren Schulklassen geentert, die da irgendwie Schulausflug machten, entsprechend war dann auch die Geräuschkulisse. Nachdem ich dann meine Eintrittskarte erstanden hatte wollte ich meinen Rucksack noch wegschließen – das war dann aber ein Schlag ins Wasser bzw. ein Schuss in den Ofen. In der ganzen schönen Schweiz kann man überall problemlos mit Karte bezahlen, nur der depperte Schrank wollte ein CHF 2-Stück als Pfand haben. Ich hatte aber leider kein Kleinkies mehr dabei. Also blieb der Rucksack auf den Schultern, was solls.
Die folgenden Stunden trat ich nun in aller Gemütlichkeit im Museum herum, denn da gibt es einen ganzen Haufen spannendes Zeug zu sehen. Da hängt zum Beispiel die komische Kapsel herum, aus der dieser deppate Österreicher 2012 oder wann das war aus über 30km Höhen den freien Fall zur Erde gemacht hatte. Im Museumsteil für Straßenverkehr, standesgemäß eingekleidet in zahllose Straßenschilder, findet man diverse Autos, Rennwagen und sonstiges Alteisen. Der für mich spannendste Teil war natürlich die Eisenbahnhalle, da stehen sich diverse mehr oder weniger alte Loks die Räder eckig – erstaunlicherweise fehlte aber die mit Abstand bekannteste Lok der Schweizer Eisenbahngeschichte, nämlich das Schweizer Krokodil. Dazu kommt eine Modellbahnanlage, die die Nordrampe der Gotthardstrecke zeigt, diverse Ausstellungsstücke zu den zahlreichen Zahnradbahnen, ein Loksimulator und so weiter und so weiter.
Überraschend spannend ist dann noch die Abteilung zum Thema Schiffsverkehr, da findet man neben maritimen Binnenschiffsexponaten wie Dampfmaschinen auch noch Seilbahngondeln und ähnliches aus dem alpinen Tourismus. Außerdem habe ich dort gelernt, dass die Schweiz eine Hochseeflotte besitzt… Macht ja auch Sinn, so ohne direkten Zugang zum Meer. In der hintersten Ecke gabs dann noch ein paar Spielzeuge, z.B. Metallbaukästen und auch Lego mit einer schicken Ecke der Schande.
Das einzige, was es im ganzen Museum nirgendwo gab, war eine funktionierende Klimaanlage, was insbesondere in der Eisenbahnhalle zu ziemlich dicker Luft führte. Inzwischen war es deutlich nach 13 Uhr geworden, die Temperaturen näherten sich der 30°C-Marke, und ich hatte so langsam irgendwie auch alles gesehen, was es da so zu sehen gab. Also auf zum nächsten Punkt der Tagesordnung, die Altstadt unsicher machen.
Touristenmassen in der Altstadt
Da ich ausgesprochen viel Zeit hatte ging es nun in sehr gemächlichem Tempo wieder über die Uferpromenade zurück in Richtung Kapellbrücke. Da war nun zu dieser nachmittäglichen Uhrzeit alles unterwegs was Beine hat, aufgrund des hochsommerlichen Wetters war auch am dortigen Seebad Luzern ein mächtiger Andrang.
Ich ließ mir Zeit, parkte zwischendrin auch mal auf einer beschatteten Bank, genoss das schöne Wetter und landete am Ende wieder am Rand der Altstadt vorm Zugang zur Kapellbrücke. Da war immer noch Markt, viel wichtiger für mich war aber die Tatsache, dass dort ein Restaurant neben dem anderen liegt. Die waren zu dem Zeitpunkt auch gut besucht mit Leuten, die irgendwie Kaffee trinken und Eis schnabulierten. Ich guckte da also ein wenig ziellos herum, welche Speisekarte mich am ehesten anlachen würde – immerhin hatte ich ja noch das Geburtstagsdinner vom Vortag auf dem Programm stehen.
Fürs Abendessen war es aber noch zu zeitig, ich hatte nun lediglich eine Grundlage als Basis der Entscheidungsfindung. Weiter ging es nun mit einem etwas ziellosen Streifzug durch die Altstadt, in der es diverse bunt bemalte Häuserfassaden, weitere Restaurants und jede Menge Touristen zu entdecken gab. Das war mir jetzt auch ob der hohen Temperaturen dann irgendwann auch zu blöde, weswegen ich mich dann gegen 15 Uhr in Richtung Bahnhof verzog. Da war zumindest Schatten, außerdem konnte ich im Supermarkt weitere Getränke erstehen.
Danach ging es zunächst zurück ins Hotel, so als Pause zum Durchatmen.
Brathähnchen Schweizer Art
Gegen 17 Uhr marschierte ich nun in Richtung Abendessen. Selbiges plante ich im Rathauskeller zu mir zu nehmen, bzw. im Sitzbereich außen vor eben jenem Rathauskeller. Die schöne Röstipfanne, die ich da 2011 mal gegessen hatte, gibt es leider nicht mehr, dafür aber diverse andere lecker klingende Gerichte für allerdings weniger lecker klingende Preise. Dafür gibt es aber selbstgebrautes Bier. Ich entschied mich dann für einen edlen Goldbroiler mit Kartoffelecken (ja, das hieß da irgendwie anders und komplizierter), der quasi eine Minute nach meiner Bestellung auch schon vor mir auf dem Tisch stand – völlig irre. Lecker wars auch, und somit war der Tag dann auch ein voller Erfolg.
Damit verzog ich mich nun mit vollem Magen und müden Beinen wieder ins Hotel, denn am nächsten Tag war die nächste Wanderung angesetzt, auf den Spuren von Sherlock Holmes nämlich. Aber das ist dann Inhalt des nächsten Beitrages.

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