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Vier Städte am Wald gesehen

1. September 2025, 23:22 Uhr von Uwe

Ich hatte zwei Wochen Urlaub, wobei die erste Woche dafür draufging, genug aufzuräumen, dass Platz war für die Inhalte, die man für einen Urlaub so alle in den Koffer packen muss: Klamotten, Wanderkarte, Fahrkarte, Lichtschutzfaktor, Pflaster, Stiefel, Hut – was man eben so braucht.

Etappe 0 – Auf dem Weg zum Bahnhof

Der Wecker sollte mich Punkt 7 aus dem Bett klingeln. Das ging schon mal gründlich schief, denn ich stand 6:55 Uhr bereits im Bad vorm Spiegel und rätselte, wer der Typ ist, dem ich da grad die Zähne putze. Dreißig Minuten später hatte ich alles eingepackt, wieder ausgepackt, umgestochen, geprüft ob ich nix vergessen hatte, und dann hatte ich immer noch Zeit, noch dreimal nervös zu überlegen, ob ich nicht doch irgendwas vergessen hatte.

Wie sich später herausstellen sollte hatte ich tatsächlich nix vergessen, sondern mich nur bei der Anzahl der Hemden verzählt. Aber irgendwas ist ja immer. Auf jeden Fall stand ich also pünktlich an der Bushaltestelle und harrte der Busse, die da kommen mochten.

Etappe 1 und 2 – Von Erlangen nach München

Am Bahnhof angekommen wanderte ich also gemütlich zum Bahnsteig und guckte doof in der Gegend herum, bis dann mal der schnelle Bummelzug nach Nürnberg angefahren kam. Die erste Klasse ist zwar von der Bequemlichkeit her ein Witz, dafür ist aber immerhin Platz. Und weil manchmal tatsächlich auch bei der Bahn was funktioniert, klappte dann auch das Umsteigen in den ICE nach München.

Der ICE war – man glaubt es ja kaum – auch pünktlich in München. Da war ordentlich Betrieb, und ich hatte eine knappe Stunde Zeit, mir am Rande der Außenbahnsteige die Beine in den Bauch zu stehen. Viel interessantes gab es da aber nicht zu sehen – viele Leute mit noch mehr Koffern halt.

Etappe 3 – Von München nach Zürich

Der ECE (auch so eine komische Erfindung als Zugkategorie) war ausgesprochen gut besucht, soll er doch als ebenerdiger Flug München und Zürich verbinden. Entsprechend waren so einige Amis im Publikum, die wohl von Zürich aus über den großen Teich zu fliegen wollten. Das ganz große Flugtempo erreicht der Zug auf der Strecke allerdings nicht, dafür gibt es zu viele Kurven und zu viele eingleisige Abschnitte, die immer wieder für Verzögerungen sorgen.

Trotz allem war der Zug ziemlich pünktlich am Bodensee und dann auch in Bregenz. Ich hatte also durchaus berechtigte Hoffnung, ohne Zwischenfälle pünktlich in Zürich anzukommen. Irgendwie hatte der Zug hinter St. Margrethen dann aber doch 12 Minuten Verspätung angehäuft. Und so kam dann kurz vor Winterthur die schöne Durchsage, dass der Halt am Flughafen Zürich ersatzlos gestrichen wird. Reisende dahin können ja Umsteigen und mit der S-Bahn fahren. Durch das Weglassen der Schleife über den Flughafen hatten wir in Zürich HB dann nur noch vier oder fünf Minuten Verspätung.

Das bedeutete für mich, dass ich flinken Fußes aus dem Zug raushüpfen musste, wie ein geölter Blitz die Rolltreppe hoch, zum richtigen Aufgang in die Haupthalle eilen und die andere Rolltreppe hochrennen musste, um dann mit einem gezielten Sprung durch die sich schließende Tür in den Anschlusszug zu hechten. Im Actionfilm klappt sowas ja auch. Ich kam bis in die Mitte der ersten Rolltreppe… Dann stand eine sehr breit gebaut afroamerikanische Touristin auf der linken Seite der Rolltreppe und ließ sich weder durch gute Worte noch wütende Gesten dazu überreden, zur Seite zu gehen. Vermutlich hätte es ohnehin nichts gebracht, ihr Nilpferdarsch blockierte beide Spuren der Rolltreppe. Ich war allerdings weniger wütend als die drei Schweizer vor mir. Immerhin hatte ich ja Urlaub, und in 30 Minuten würde schon der nächste Zug fahren, der sogar schneller fahren würde als der, den ich grade verpasst hatte. Somit würde die Verspätung am Ende nur 20 Minuten betragen.

Etappe 4 – Von Zürich nach Luzern

Ich suchte mir also einen schönen Stehplatz in der Haupthalle des Zürcher Hauptbahnhofs und guckte dem Treiben zu. Neben drei gut aufgelegten Mitarbeitern, die Reisenden erklärten, wo sie den Zug, die Wechselstube oder was auch immer finden konnte gabs noch ein paar Werbeleute, die Dosenlimonade verteilten (bei sommerlichen Temperaturen nicht ganz falsch) und das übliche Gewusel, was man eben an einem Bahnhof so hat. In Zürich ist ja alle halbe Stunde Rush Hour und dazwischen eher tote Hose.

Wie auch immer, ich wartete also auf den nächsten interregionalen Zug nach Luzern. Die Strecke kannte ich bereits aus eigener Befahrung sowie aus Führerstandsmitfahrten von youtube. Und so wusste ich dementsprechend auch, dass ich in Fahrtrichtung links ein Blick auf den Zürichsee möglich ist, wenn man erstmal aus dem Zimmerbergtunnel raus ist. Danach geht es dann rechts weg den Berg hoch, durch zwei Tunnel, zum Bahnhof Zug im Kanton Zug (also im Zug sitzend am Bahnhof Zug der Stadt Zug im Kanton Zug stehend…). Danach nochmal rechts rum, damit man nicht im Zugersee landet, weiter über Rotkreuz (da gibts nur gar kein rotes Kreuz, sondern nur ’ne Schweizer Flagge), vorbei an der Station „Root D4“ (die haben echt komische Namen in der Schweiz…) und schlussendlich in einer eleganten 270-Grad Drehung über Backbord in die Bahnhofshalle Luzern. Das Schreiben dieser Streckenbeschreibung hat beinah fast so lang gedauert wie die Fahrt selbst.

Etappe 5 – Ortsbegehung Luzern

Auf jeden Fall war ich also 15:50 Uhr in Luzern angekommen. Der weitere Weg führte mich nun zur örtlichen Frittenbude mit dem güldenen M, denn direkt daneben befindet sich der Eingang zum Hotel. Dort bekam ich eine kleine feine Schlüsselkarte für eine kleine feine Besenkammer und konnte mich nun guter Dinge auf einen ersten Stadtspaziergang begeben.

Wichtigstes Ziel der Übung war das Erkunden notwendiger Lokalitäten zum Erwerb von Speis und Trank, von einer mitgeführten Flasche nasser Minerale und ein paar Tüten Nüssen kann man ja nicht auf Dauer leben. Der örtliche Supermarkt residiert erfreulicherweise direkt im Bahnhof. Danach guckte ich noch schnell an der weltbekannten Kapellbrücke vorbei und schaute mal, was es da ringsherum noch so zu sehen gab.

Danach ging es zurück ins Hotel, wo eine zeitige Nachtruhe geplant war, denn am nächsten Morgen war die erste Wanderung des Urlaubs angesagt. Das ist dann aber etwas für den nächsten Eintrag.

Achso, die Überschrift des Artikels bezieht sich auch nur darauf, dass Luzern am Ufer eines komisch geformten Sees liegt.

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