Eigentlich wollte ich den Eintrag ja schon gestern schreiben, weil Donnerstag eigentlich immer ein guter Tag für einen Eintrag ist, und weil außerdem gestern der Tag des idealen Datums war – 12.12.2024 vs. 12/12/2024, das funktioniert tatsächlich mal, auch wenn die Amis einfach zu doof sind vernünftige Formate zu verwenden. Aber wer Entfernungen in Meilen angibt, die sich in 1760 Tripelfüße aufteilen (die man aber aus unerfindlichen Gründen yards nennt), die wiederum drei Füße umfassen, während ein Fuß wiederum aus 12 Inches besteht (außer es geht um Bildschirme, dann heißen die Inches plötzlich Zoll). Also kurz gesagt, deren System ist für die Füße. Aber ich schweife ab.
Sowohl im metrischen als auch im imperialen System ist heute trotzdem Freitag der 13., das Wochenende naht, Grund genug jetzt nun doch mal was zum Album der Woche zu schreiben. Und da gibt es diese Mal, man glaubt es kaum, eine Band, die noch nicht dran war. Diese Band existierte unter verschiedensten Namen bereits seit 1989 wie ich gerade gelesen habe, ähnelte aber viele Jahre lang eher einem Karussell wo bei jeder Umdrehung Bandmitglieder aufsprangen und runterfielen und keine Veröffentlichung bei rumkam. Die erste Single erschien 1994, das erste Album gar erst 1998. Und seit 2014 ist auch nix Neues mehr erschienen.
Das Album der Woche stammt aus dem Jahr 2009 und hört auf den Namen „Vast Oceans Lachrymose“ (wie auch immer man das richtig ausspricht). Achso, und die Band heißt While Heaven Wept (Der Artikel ist echt arg ausführlich und eigentlich viel zu detailliert…). Das klingt schon schwermütig und todtraurig, und passend dazu gibt es epischen Doom-Metal mit progressivem Einschlag, also viel Candlemass gekreuzt mit den komplexeren Songs von Iron Maiden, so ganz grob und unzulässig vereinfachend zusammengefasst.
Kommen wir zum Album. Erster Blickfang ist das Cover, eine Ähnlichkeit zu den Verpackungen von Candlemass ist sicher nicht zufällig, und eine sturmgepeitschte See drückt zumindest mal eine gewisse Macht und naturgewaltige Erhabenheit aus. Hinter der Verpackung verbergen sich dann sechs Songs inklusive gleich zweier instrumentaler Outros.
Eröffnet wird die ganze Sache gleich mal eben mit dem knapp 16 Minuten langen The Furthest Shore. Da weiß man gleich mal wo der Hammer hängt, die ersten knapp 10 Minuten geht es da schwer powermetallisch vorwärts (neuere Iron Maiden wären neidisch), dabei aber mit recht majestätisch klingenden und epischen Gitarrenläufen. Der eigentliche Hammer folgt dann aber im letzten Drittel mit einer Drosselung des Tempos, ein paar erhabenen Gitarrensoli und einer maximal epischen und getragenen Steigerung, dass einem die Tränen der Ergriffenheit in die Augen schießen (also falls man zu derlei Regung fähig ist, aber es soll ja auch Leute geben die bei Sympathy For The Devil kein Zucken im Tanzbein kriegen).
Deutlich schneller, wesentlich kompakter und nicht ganz so überirdisch erhaben kommt To Wander The Void daher, da geht es eher auf die Zwölf im Sinne von progressivem Power Metal. Die kürzeste Nummer Living Sepulchre mit ziemlich genau vier Minuten bildet die Mitte des Albums und geht gegenüber den anderen Großtaten ein wenig unter. Denn die nächste Großtat folgt sogleich: Nach einem semi-akustischen Intro von rund einer Minute folgt die nächste epische Vollbedienung in Form von Vessel. Der Refrain fräst sich tief in die Ohren und bis ins Herz. Wer bei den Textzeilen „Tonight, will you sail away with open arms and eyes ablaze? Believe in me“ keinen Kloß im Hals hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Diese Nummer steht den größten Werken von Candlemass und Co in nix nach, und auch die reichlich christliche Symbolik passt da irgendwie ins Bild.
Das erste instrumentale Outro ist gleichzeitig das Titelstück des Albums, und das ist allein schon deswegen außergewöhnlich – wer bitte schön benennt ein Album nach einem Instrumentalstück, noch dazu einem Quasi-Outro? Die Nummer nimmt die Über-Epik des ersten Songs auf und walzt sie nochmal auf fünf Minuten aus. Je nach Gefühlslage ist das dann die feierliche Heldenmusik beim Einmarsch nach Valhalla oder auch einfach nur das Outro am Ende des Konzerts, auf jeden Fall epic as fuck, majestätisch und erhaben.
Das eigentliche Outro ist dann ein Dreiminüter mit Meeresrauschen, um nach so viel epischem Overkill mal wieder runterzukommen.
Fazit: Zwei Songs mit dem ganz großen epischen Drama, ein überirdisches Instrumentalstück und dazwischen etwas relativ standardkonformer Heavy Metal, kann man also vollumfänglich gelten lassen. Ist sicher nicht für jeden geeignet, man sollte auch in der passenden Stimmung sein, aber wenn es passt, dann geht es einem durch und durch.

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