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Album der Woche

26. Oktober 2024, 10:14 Uhr von Uwe

Die Woche ist fast schon rum, und vermutlich hat sich höchstens eine Nase gefragt, ob ich hier noch was vergessen hab… Nö, bin nur noch nicht dazu gekommen. Zum Ausgleich gibts diese Woche ein Album, bei dem ich noch weiß, wann und wo ich es gekauft habe, weil ich zumindest manchmal Weltmeister im Merken unwichtiger Details bin.

Besagtes Album erstand ich in einer Mittagspause, als ich mit meinem Kollegen in einem übermotorisierten Testauto aus Zuffenhausen die örtlicher Burgerbraterei unsicher machte. Das machten wir damals quasi täglich, weil die Kantine den Namen nicht wert war. Damals ist übrigens so um 2008-2009, da war ich noch im Schwarzwald unterwegs. Auf jeden Fall musste mein Kollege bei der Gelegenheit noch im Baumarkt vorbei, und neben dem Baumarkt war noch ein Mediamarkt, den ich dann kurzentschlossen aufsuchte. Da guckten mich in der damals noch real existierenden CD-Abteilung zwei Scheiben ein, die umgehend eingetütet wurden. Die eine war „In Through The Out Door“ von Led Zeppelin (die schon in einer braunen Papphülle eingetütet war), und das andere war „March Of The Saint“ von Armored Saint. Letzteres ist nun das Album der Woche.

Die Scheibe erschien 1984 und war das Debüt der Band. Die hatte ja leider nicht den Erfolg den sie verdient gehabt hätten, denn kaum eine Truppe schmiedete derartigen Edelstahl der allerhärtesten Qualitätsklasse. Metallica buhlten damals vergeblich um Sänger John Bush (der in den 90ern bei Anthrax am Mikro stand), während Bassist Joey Vera 1986 nach dem Tod von Cliff Burton ebenfalls bei Metallica im Gespräch war und später quasi überall anzutreffen war, wo man bei komplizierten Songs einen Tieftöner braucht (u.a. Fates Warning oder auch als Tourbassist bei King Diamond).

Das Album enthält zehn Songs der Sorte „Edelstahl, klassisch“, Einflüsse von europäischen Bands wie Accept und Iron Maiden sind kaum zu überhören, und John Bush bringt dazu nicht die hohen Schreie der Sorte Rob Halford, sondern Power ohne Ende (Ronnie James Dio gehörte auch in diese Kategorie). Die Band war mit dem Ergebnis der Aufnahmen wohl eher nicht zufrieden, weil es ihnen zu kommerziell und glattgebügelt war, ich bin der Meinung dass es den Songs wenig Abbruch tut. Allerdings soll es laut Wikipedia abnorme $300.000 gekostet haben, was für ein Debütalbum völlig irre ist – solche Summen sind heute völlig illusorisch und waren selbst damals die Ausnahme und etablierten Bands wie eben Iron Maiden oder Popgiganten der Größenordnung von Prince oder Michael Jackson vorbehalten (zum Vergleich: Van Halen drehten etwa zeitgleich für eine vierstellige Summe das Video zu Jump).

Den Auftakt macht das Titelstück, eine Hymne vor dem Herrn (welcher auch immer das sein mag, Lemmy ist in der Hinsicht nicht die schlechteste Wahl). Das folgt ein majestätisches Intro von knapp einer Minute, das an den Einmarsch der Gladiatoren (oder der auf dem Cover abgebildeten Ritter) in die Arena – oder eben der Band auf die Bühne – erinnert, bevor es direkt mit durchgetretenem Gaspedal in die vollen geht. Der Refrain wird direkt zum Ohrwurm und eignet sich wunderbar zum Mitgrölen – kurzum, direkt ein Klassiker

Das folgende Can U Deliver soll auf MTV gelaufen sein, das war aber weit vor meiner Zeit. Die Nummer kommt etwas düsterer daher, rifft aber heftig und kommt auch in Airplay-tauglichen dreieinhalb Minuten auf den Punkt, vorstellen kann ich mir das auf jeden Fall. Danach folgen mit Mad House und Take A Turn zwei eingängige Nummern, die im Kontext des Albums aber eher untergehen. Den Abschluss der ersten LP-Seite macht dann Seducer, wo insbesondere der Refrain und ein düster klingender Soloteil in der Mitte aufhorchen lassen.

Auf der zweiten LP-Seite finden sich dann weitere hochklassige Songs, die bei anderen Bands zu ganz großen Metal-Klassikern geworden wären, so aber „nur“ zu Hits im Untergrund wurden und von Fans abgefeiert werden. Darunter sind Hymnen wie Mutiny On The World oder False Alarm, aber eigentlich ist es wurscht welchen Song man anspielt, qualitativ abfallende Füllsongs gibt es hier nicht. Man muss natürlich Fan der Musikrichtung sein, aber das sollte eh klar sein.

Der Songtitel Stricken By Fate fasst leider schön zusammen, was die Karriere der Band immer wieder behinderte: Das Label vermarktete die Band trotz hervorragender Alben in den 80ern nicht gut genug, Gitarrist Dave Prichard starb 1990 an Leukämie, und kurz darauf überrollte die Grungewelle ohnehin alle und die Band löste sich auf – um dann zur Jahrtausendwende wieder zusammenzukommen und seitdem in unregelmäßigen Abständen weiteren Edelstahl zu veröffentlichen, ohne noch irgendwelche kommerziellen Kompromisse eingehen zu müssen.

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