Ha, eine Premiere diese Woche – wir haben einen Künstler, der hier in dieser Reihe noch nicht dran war. Kaum zu glauben, aber wahr. Und da rede ich jetzt nicht von einem Kleinkünstler, der irgendwo mal vor dreieinhalb Nasen aufgetreten ist und ein obskures Nischenalbum aufgenommen hat, sondern von einem Idol (nein, nicht der Billy) mit jahrzehntelanger Karriere.
Dieses besagte Idol hat die nordamerikanische Musikszene geprägt wie wenige andere, spielte sein größtes Konzert aber 1988 in der DDR. Und außerdem wurde er in dieser Woche 75 Jahre alt. Die Rede ist von Bruce Springsteen. Und weil ich neben einer Best Of nur ein reguläres Studioalbum von ihm im Schrank stehen habe war nun auch die Auswahl nicht wirklich schwer. Somit kommt das Album der Woche aus dem Jahr 1984, hat ein ikonisches Covermotiv (Arsch mit Jeans vor Amiflagge) und hört auf den ebenso ikonischen Titel „Born In The U.S.A.„.
Besagtes Album ist das erfolgreichste seiner Karriere, gefühlt kennt es ohnehin jeder zumindest teilweise, und eigentlich braucht man an dieser Stelle gar nicht viel weiter dazu schreiben weil eh schon alles gesagt wurde.
Das Titelstück, mit dem das Album eröffnet wird, gehört für mich zu den ganz großen Songs der Popgeschichte, allerdings weniger wegen des patriotischen Refrains als vielmehr aufgrund der Tatsache dass Text und Musik überhaupt nicht zusammenpassen. Musikalisch ist das eine positive Rocknummer zum Fäuste in die Luft strecken a la Rocky, textlich eine deprimierende Beschreibung der Realität vieler Vietnamveteranen a la Rambo (nur ohne die Explosionen).
Die anderen 11 Songs der Scheibe haben dieses Problem nicht, da schreibt der Boss über diverse Alltagsszenarien wie nur er es kann. Es geht immer wieder in irgendeiner Form um den kleinen Mann, den American Dream, das Scheitern im Großen und Kleinen, die Liebe, die Freiheit und eben alles was irgendwie wichtig ist. So konsequent massentauglich wie auf diesem Album hatte es Springsteen nie zuvor und auch danach nie wieder gemacht – allein sieben Singles wurden in knapp zwei Jahren aus dem Album ausgekoppelt.
Die meisten dieser Songs sind noch heute regelmäßig im Rockradio zu hören, insbesondere Glory Days (früher war alles besser, insbesondere wenn man schon in der High School seine Peak Performance erreicht hatte und nun im Kleinstadtleben gefangen ist und sich abends in der Bar den Frust runterspült) und Dancing In The Dark (Saturday Night Fever in weniger glamourös), seltener auch die ruhigeren Cover Me, I’m On Fire oder My Hometown.
Aber auch die restlichen Songs fallen gegenüber den Singles nicht ab, mein persönliches Highlight ist genau einer dieser Albumtracks – genau genommen war das auch meine erste Berührung mit Springsteen, irgendwann Anfang der 90er auf einem Mixtape meines Vaters bei der Fahrt ins Wochenende. Da war nämlich No Surrender irgendwo drauf versteckt, irgendwo zwischen Supertramp und irgendwas anderem, was ich vergessen hab. Da geht es um jugendliche Sturm-und-Drang-Phasen, die Liebe zur Musik („we learned more from a three minute record than we ever learned in school“) und die Unzerstörbarkeit von wahrer Freundschaft („Cause we made a promise we swore we’d always remember: No retreat, baby, no surrender. Blood brothers in the stormy night with a vow to defend, no retreat, baby, no surrender“). Und so eine positive Message brauchen wir 40 Jahre später irgendwie mehr denn je.
In diesem Sinne Happy Birthday, und möge uns der Boss noch eine ganze Weile erhalten bleiben.

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