Wenn dieser Beitrag erscheint weile ich fernab von jeglichem Trubel im Urlaub. Aber wir sind ja mit unseren Arbeitszeiten und -plätzen sehr flexibel, also hab ich da mal was vorbereitet.
In dieser Woche geht es um zwei Alben von Tiamat (benannt nach einer babylonischen Gottheit (frei nach Ghostbusters: Babylonisch, nicht sumerisch!)), eine Band, die in dieser Serie noch nicht auftauchte. Die begannen Anfang der 90er Jahre mit für mich völlig indiskutablem Death Metal (ich kann damit einfach nix anfangen), bevor die Band stilistisch komplett umschwenkte und psychedelische Meisterwerke produzierte.
Das größte dieser Meisterwerke erschien 1994 und trägt den schönen Namen „Wildhoney„. Der Sound des Albums ist stark von frühen Pink Floyd beeinflusst, ebenso gehen Songs ineinander über und erzeugen so einen zusammenhängenden Fluss (oder auch einen ziemlich wilden Trip). Es ist daher schwierig einzelne Songs herauszuheben. Am ehesten kann man ganz hinten anfangen und sich den Achtminüter A Pocket Size Sun reinziehen. Wer eher spacige Instrumentalparts mag, sollte sich Planets oder 25th Floor anhören. Am kompaktesten auf den Punkt kommt jedoch Gaia, mein persönlicher Favorit auf dem Album. Rückblickend betrachtet gilt die Scheibe als ein Meilenstein für den metallischen Teil der 90er Jahre, speziell für das was man als Gothic Metal bezeichnet (Scheiß auf Schubladen, da findet man sowieso nie das was man sucht).
Meinen Erstkontakt mit Tiamat hatte ich hingegen fünf Jahre später mit „Skeleton Skeletron„. Hier stand nicht Pink Floyd Pate, sondern düstere Bands wie Sisters Of Mercy oder Paradise Lost. Das Album ist kalt und düster, entfaltet dabei aber eine unheimliche Magie und landete sogar in den Top 20 der Charts (was damals noch was wert war). Die Songs sind kompakt und auf den Punkt, die prägnanten Melodien fräsen sich ins Ohr, und kleinere Spielereien und eingestreute Effekte runden die Sache hervorragend ab.
Aufmerksam wurde ich damals durch die Coverversion von Sympathy For The Devil, die hier völlig durch den Wolf gedreht und umgebaut wird. Lief damals sogar im Rockradio. Aber auch andere Songs kleine düstere Meisterwerke, zum Beispiel die Single Brighter Than The Sun (mit der schönen Textstelle „Any color you like as long as it’s black, you could have anything if you just give it back“). Das ist dann auch schon so ziemlich die flotteste Nummer der Scheibe, Songs wie Dust Is Our Fare kommen sehr viel schleppender daher. Best Friend Money Can Buy (schön betitelt) ist ein ruhigeres Stück, während das abschließende Lucy eher spacig daherkommt.
Fazit: Zwei sehr gegensätzliche Alben, aber beide sehr in sich geschlossen und als Gesamtwerke große Kunst. „Skeleton Skeletron“ ist zugänglicher, weil die Songs auch für sich stehen, „Wildhoney“ braucht etwas mehr Einarbeitung, das lohnt sich aber.

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