Es bleibt heiß und höllisch. In dieser Woche aber weniger plakativ satanisch, sondern eher indirekt. Das heißt eigentlich nicht einmal das, denn die Band hatte und hat nix mit Satan am Hut. Der einzige Bezug entstand eigentlich dadurch, dass die Band von ihren Gegnern zum Teufel gewünscht wurde.
Das alleine ist ja nun kein besonderes Alleinstellungsmerkmal, bei den Amis war ja Heavy Metal im Allgemeinen und Besonderen ein Angriff auf alles was heilig ist, ein Affront gegen Moral, Anstand und gute Sitten (oder was die Amis dafür halten). Dementsprechend viel Staub wirbelte eine völlig unbekannte Combo 1983 auf, als sie ohne große Plattenfirma mit einer wilden Bühnenshow (wilder noch als Kiss und Alice Cooper) von sich reden machte, Kunstblut und nackte Frauen inklusive. Songtitel wie die erste Single Animal (Fuck Like A Beast) taten ein Übriges dazu. Die verkaufte sich wie geschnitten Brot, dementsprechend gingen die Gegner auf die Barrikaden und die Band auf Tour für ihr Debütalbum. Jepp, W.A.S.P. sind gemeint, und ihr gleichnamiges Album von 1984. Die Single war übrigens auf einem Independent-Label veröffentlicht worden, nachdem die eigentliche Plattenfirma den Song nicht auf dem Album haben wollte. Aber was wissen Plattenbosse schon…
Anyway, das Album enthält trotzdem zehn Stücke, die zugegebenermaßen allesamt ziemlich ähnlich klingen (Kritiker meinen ohnehin, W.A.S.P. hätten nur einen schnellen, einen mittelschnellen und einen langsamen Song und würden das seit Jahrzehnten geringfügig variieren – aber was machen dann AC/DC?). Trotzdem sind darunter ein paar Klassiker des 80er-Metal, weswegen die Scheibe noch heute relevant ist.
Tiefschürfende Texte darf man selbstredend nicht erwarten (wer das sucht sollte sich „The Crimson Idol“ reinziehen), hier geht es um Party, mit allem was dazugehört, explizite Lyrik inklusive. Trotz (oder wegen) dieser Infantilität sind Songs wie Hellion oder L.O.V.E. Machine zu Klassikern geworden, ähnliches gilt für Sleeping (In The Fire).
Einen Schönheitsfehler (neben dem fehlenden tierischen Aufregersong und der schwachbrüstigen Produktion) hat die Scheibe trotzdem: Wenn man mit dem Überhit I Wanna Be Somebody das Album eröffnet hat, wie soll man das Niveau halten? Dagegen ist vieles auf dem Album dann eben doch eher so mittelprächtig, wohingegen dieser eine Song zum Signaturesong der Band wurde und eine der ganz großen Metalhymnen der 80er darstellt, vor allem in Nordamerika.
Ende der 90er wurde das Album neu aufgelegt, diesmal mit der ursprünglichen Tracklist, das heißt der tierische Skandalsong war nun doch kein so großer Skandal mehr. Dafür hatte Bandchef Blackie Lawless jetzt seinen inneren Jesus gefunden und wollte den Song nicht mehr live darbieten. Irgendeinen Knacks haben die Künstler eben doch alle am Wirsing…

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