Während das erste Halbjahr geprägt war von viel Stress und Hektik und unüblichen beruflichen Vorgängen ist das zweite Halbjahr bislang geprägt von… viel Stress und Hektik und unüblichen beruflichen Vorgängen. Besagte Vorgänge umfassen aktuell heftiges Kopfschütteln (über Kollegen, für die man das Wort „unfähig“ erfinden müsste, wenn es noch nicht erfunden worden wäre) und das rhythmische Schlagen des Kopfes gegen Wand oder Tischplatte (wenn man so sieht, was die Kollegen teilweise für einen Bockmist fabrizieren). Das fällt aktuell vor allem deswegen so auf, weil viele andere Kollegen gerade im Urlaub sind, und ich als Depp der Woche die Stellung halten muss. Deswegen passiert ansonsten auch quasi eigentlich gar nix. Sauregurkenzeit nennt man das glaube ich. Quasi tote Hose an der Nachrichtenfront. Womit wir auf verschlungenen Umwegen nun vielleicht doch mal zum Album der Woche kommen könnten…
In dieser Woche beschäftige ich mich deswegen mit toten Hosen im allgemeinen und Düsseldorfer toten Hosen im Besonderen. Die haben ein paar Alben in der Vita stehen, die in diesem Jahr runden Geburtstag feiern, da kann man ja mal kurz einen Streifzug durch die Diskographie machen.
Das beginnt im Jahr 1984 mit dem Album „Unter falscher Flagge„, dem zweiten Album der Bandgeschichte. Hier geht es musikalisch noch sehr roh und im positiven Sinne dilettantisch zu. Inhaltlich fiel dabei in erster Linie nur der Klassiker Liebesspieler ab, der laut der Band auf wahren Ereignissen basiert, als die letzten Kohlen der Band auf der Galopprennbahn auf ein Pferd mit diesem Namen gesetzt wurden und sich entsprechend in Luft auflösten. Der andere Klassiker ist Warten auf Dich, die klassische Geschichte des Außenseiter-Schülers, der auf dem Heimweg von irgendwelchen Deppen verprügelt wird.
Ansonsten geht es ums Saufen („auf der Suche nach der Schnapsinsel“ – das Titelstück), ums Saufen (Betrunken im Dienst – Wettsaufen mit dem personifizierten Tod, der mangels Körperfett wohl nicht viel verträgt) und ums… ach nee, ein paar Stücke mit inhaltlich gehaltvolleren Songs gibt es tatsächlich. Der Abt von Andex ist alles andere als ein Vorbild, und Der Mord an Vicky Morgan ist nach wie vor nicht geklärt (wenn man dem Text glauben will).
Insgesamt ein schickes Album, für mich zwischen „Opel-Gang“ und „Damenwahl“ aber untergegangen.
Nächster Halt – 10 Jahre später. Die Hosen sind inzwischen ganz oben in den Charts angekommen, spielten auch international und im Vorprogramm von u.a. U2. Nach der ersten Best Of („Reich und Sexy“) im Jahr 1993 erschien ein halbes Jahr später nun auch eine Best Of mit englischen Versionen der bekanntesten Songs. Verlegt wurde die Scheibe unter dem Titel „Love, Peace & Money„. Während man für „Reich & Sexy“ die Idee vom Plattencover bei Jimi Hendrix klaute (Electric Ladyland mit diversen nackten Frauen auf dem Cover), klaut man bei „Love, Peace & Money“ sehr effektiv bei „Reich & Sexy“ und drapiert die nackten Frauen in identischer Form, nur mit viel Schminke, um den Anschein zu erwecken, es handle sich um Japanerinnen. Auf „Reich & Sexy II“ wurde das Konzept auf die Spitze getrieben, indem man einfach viel mehr Frauen auf ein riesiges Klappcover bannte. Aber wichtig ist ja eigentlich der Inhalt, und der ist bei einer Best Of naturgemäß eher gutklassig.
Die Songliste umfasst von Hier kommt Alex bis Alles aus Liebe in entsprechenden englischen Versionen so ziemlich alle relevanten Hits, hinzu kommen die neuen Songs Sexual, Love Machine und Diary Of A Lover (da erkennt man inhaltlich irgendwie einen roten Faden). Ganz versteckt am Ende wirds dann textlich recht explizit mit einer runtergerockten Version von Guantanamera.
Fünf Jahre später wurde das Thema „englische Best Of“ erneut aufgegriffen. Diesmal wurde das Album „Crash-Landing“ getauft. Die Songauswahl beschränkt sich größtenteils auf die Songs von „Opium fürs Volk“ (u.a. Bonnie & Clyde, Soul Therapy, Man), dazu kommen ein paar Coverversionen (I Am The Walrus und I Fought The Law) und ein paar Songs, die nicht auf deutschsprachigen Songs basieren (Pushed Again, Revenge, Hopeless Happy Song und No Escape).
Die beiden Alben sollte man als Fan der Hosen definitiv haben, alle anderen sollten bei „Love, Peace & Money“ reinhören, da sind die größeren Hits drauf (meiner Meinung nach).
Und damit wäre der Rundgang durch die Diskographie für heute beendet, man kann natürlich noch den großen Klassiker Bayern erwähnen, der ebenfalls runden Geburtstag feiert, auch wenn das zugehörige Album ansonsten für mich keine weitere Relevanz hat.
Nächste Woche gibt es dann weniger tote Hose und mehr Starkstrom.

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