Lesen bildet, und macht außerdem Spaß, denn wo sonst kann man so prima in die wilden Abenteuer von großen Helden eintauchen und sich das Geschehen so frei vorstellen? Abgesehen davon konnte man auch schon so manche Fliege von der Macht des gedruckten Wortes überzeugen...
Dafür sind die hier vorgestellten Bücher dann aber doch zu schade.

1984 (George Orwell)

1984

"Big Brother Is Watching You"

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit des totalitären Staates Ozeanien. Dieses Ministerium ist nur damit beschäftigt, die Vergangenheit zu ändern - durch Umschreiben aller Zeitungen, Bücher, Artikel etc., somit kann der "große Bruder" als unfehlbar präsentiert werden, denn niemand kann gegenteiliges beweisen. Der "große Bruder" - wer auch immer das tatsächlich ist - überwacht alles und jeden - kleinste Abweichungen werden aufs härteste geahndet.

Orwell schrieb dieses Buch als Warnung vor Stalins Kommunismus. Tatsächlich jedoch scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis wir, moderner Computertechnik sei dank, diese düstere Zukunftsvision ein- und überholen - und in vielen Bereichen haben wir das auch schon geschafft, Stichworte wie biometrische Ausweise, Vorratsdatenspeicherung, Big Brother Awards und so weiter sind ja aus den Medien nur zu bekannt - Medien, die Meinungen machen und manipulieren so wie Winston Smith im Ministerium für Wahrheit...

1984

Brave New World (Aldous Huxley)

Brave New World

"62400 Wiederholungen ergeben eine Wahrheit"

Die Erde im Jahr 632 AF (after Ford), nach unserer Zeitrechnung also im 26. Jh. Alles ist technisiert, Kinder werden nicht mehr gezeugt, sondern mittels Gentechnik in großen Fabriken geklont, alle Einwohner sind durch die ständige Einnahme der Droge "Soma" zufrieden. Außerhalb der technisierten Zentren leben die sogenannten Wilden in Reservaten, die von extremen Absperrungen umgeben sind.

Im Gegensatz zu Orwells totalitärem Überwachungsstaat, der seine Einwohner unterdrückt um zu herrschen, entwarf Huxley eine Zukunftsvision, in der das Volk durch "Soma" so abgestumpft ist, daß es zu keinerlei Gefühlsregung und dementsprechend auch nicht zu Widerstand gegen die Herrscher fähig ist. Und wie auch bei Orwell scheint die westliche Welt sehenden Auges in diese Richtung zu steuern...

Brave New World

Discworld Novels (Terry Pratchett)

Scheibenwelt

"It would seem that you have no useful skill or talent whatsoever," he said. "Have you thought of going into teaching?"

Um Mißverständnisse zu vermeiden, es geht hier um eine ganze Serie von Büchern, allesamt Kleinode des schwarzen Humors. Die Scheibenwelt ist dabei lediglich der (reichlich bizarre) Schauplatz der verschiedensten Geschichten rund um (unbegabte) Zauberer, Hexen, Stadtwachen und nicht zu vergessen natürlich Gevatter Tod, komplett mit Sense und allem Drum und Dran1.

Es empfiehlt sich aufgrund des Schreibstils2 hier ganz besonders, nicht die Übersetzungen zu lesen, da ein Großteil der Wortspiele nicht übersetzbar ist und damit der Spaßfaktor extrem leidet.

1 Nicht zu vergessen sein treuer Diener und sein ebenso treues Pferd Binky. Achso, und blaue Augen hat er auch.
2 Dieser Schreibstil beinhaltet eine nicht unerhebliche Anzahl3 von erklärenden Fußnoten, welche oftmals hilfreich, manchmal aber auch nur verwirrend, fast immer jedoch zum Brüllen komisch sind.
3 Definiert als deutlich mehr als Null, jedoch etwas geringer als die Seitenzahl.

GNU Terry Pratchett

Scheibenwelt

Faust (Johann Wolfgang von Goethe)

Faust

"Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor."

Der Klassiker der deutschen Literatur schlechthin. Goethe arbeitete mehr als 60 Jahre an diesem Meisterwerk, das zum Teil autobiographische Züge trägt. Zahlreiche Zitate aus Faust haben Eingang in unsere Umgangssprache gefunden, z.B. "des Pudels Kern" oder die "Gretchenfrage". Ein Abitur ohne Faust dürfte es eigentlich gar nicht geben, denn die hochphilosophischen Fragen, die Goethe hier diskutiert, sind zeitlos aktuell. Und dann fangen einige Lehrer an, Faust als Gedicht zu betrachten und Versmaße und Reimschemata zu sezieren... Darum fand ich den nachfolgenden Auszug aus der Studierzimmerszene schon zu meiner Schulzeit am besten:

Ein Schüler tritt auf.
SCHÜLER: Ich bin allhier erst kurze Zeit,
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.
MEPHISTOPHELES: Eure Höflichkeit erfreut mich sehr!
Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?
SCHÜLER: Ich bitt' Euch, nehmt Euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Mut,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
Möchte gern was Rechts hieraußen lernen.
MEPHISTOPHELES: Da seid Ihr eben recht am Ort.
SCHÜLER: Aufrichtig, möchte schon wieder fort:
In diesen Mauern, diesen Hallen
Will es mir keineswegs gefallen.
Es ist ein gar beschränkter Raum,
Man sieht nichts Grünes, keinen Baum,
Und in den Sälen auf den Bänken
Vergeht mir Hören, Sehn und Denken.

Faust

Grimms Märchen

Grimms Märchen

Das mag jetzt hier ein wenig deplatziert wirken, aber Tatsache bleibt, daß die Gebrüder Grimm mit ihrer Sammlung von Kinder- und Hausmärchen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Literatur geleistet haben.

Vielen Kindern wurden seit Generationen die Geschichten von Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Hänsel und Gretel, dem gestiefelten Kater, Rapunzel und so weiter und so weiter vorgelesen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, daß man diese Märchen kennen muß, gerade in der heutigen Zeit, in der nur noch Harry Potter und ähnliche "moderne" Märchen angesagt scheinen. Aus einer anderen Perspektive sind diese Märchen natürlich auch cool: Sie sind blutrünstiger als jeder Horrorfilm, es gibt böse Hexen, da wird gemeuchelt und gemetzelt, daß es eine Freude ist ;-)

Achso, es gibt natürlich die verschiedensten Veröffentlichungen der Märchen. Der Einband dieser Ausgabe wurde von Werner Klemke illustriert, und aus eben dieser Ausgabe wurden mir als kleinem Knirps diese Märchen vorgelesen, ergo ist das auch die Variante, die ich als Bild hier ausgewählt habe.

Grimms Märchen

Lord Of The Rings (John Ronald Reuel Tolkien)

Herr der Ringe

"One Ring to rule them all,
One Ring to find them,
One Ring to bring them all,
And in the darkness bind them"

Ja, englisch das Ganze. Ich habe nämlich dieses Buch in einer absolut bescheidenen deutschen Übersetzung gelesen, noch bevor der große Hype aufgrund der (durchaus nicht schlechten) Verfilmung losbrach. Und darum war ich auch ein klitzekleines bißchen neidisch, als mein Bruder dann irgendwann mal die hier abgebildete englische Variante hatte - mit vielen großformatigen Illustrationen, edlem Einband und allem was dazugehört.

Zum eigentlichen Inhalt muß ich ja wohl nicht mehr viel sagen... Nur so viel: Wer die Geschichte nur aus dem Kino kennt, verpaßt extrem viel, insbesondere die extrem detaillierten und ausgefeilten Beschreibungen, bei denen man deutlich merkt, daß Tolkien Wert darauf legte, jedem Volk seinen eigenen vollständigen Hintergrund samt eigener Sprache zu geben.

Herr der Ringe

Per Anhalter durch die Galaxis (Douglas Adams)

Per Anhalter durch die Galaxis

"Ganz vom Anfang, weit draußen in den unerforschten Einöden eines total aus der Mode gekommenen Ausläufers des westlichen Spiralarms der Galaxis leuchtet unbeachtet eine kleine gelbe Sonne. Um sie kreist in einer Entfernung von ungefähr achtundneunzig Millionen Meilen ein absolut unbedeutender, kleiner blaugrüner Planet, dessen vom Affen stammende Bioformen so erstaunlich primitiv sind, daß sie Digitaluhren noch immer für eine unwahrscheinlich tolle Erfindung halten."

Wer sich nach dieser Einleitung noch nicht scheckig gelacht hat, braucht diese Bücher gar nicht weiterzulesen. Für alle anderen eine ganz heiße Empfehlung. Denn Adams beschreibt die aberwitzigen Abenteuer von Arthur Dent und Ford Prefect mit derartig pechschwarzem Humor, daß man aus dem Lachen kaum herauskommt.

Kurze Notiz am Rande: Neben der viel beworbenen Kinoumsetzung (die ich nicht kenne), gibt es auch eine sechsteilige grenzgeniale Verfilmung der BBC von 1982. Besonders gut kommen hier natürlich die irrsinnig schlechten Spezialeffekte zum Tragen, und ein Raumschiff, dessen Computer mit Lochstreifen um sich wirft, ist aus heutiger Sicht auch kurios... Achja, und Marvin sieht da auch wirklich deprimiert aus.

Per Anhalter durch die Galaxis